
Was ist Flugangst? Infos über Auslöser & Therapien
Bei echter Aviophobie ist die Angst vorm Fliegen so groß, dass Betroffene unter massiven Beeinträchtigungen leiden. So weichen sie für Urlaubs- und Geschäftsreisen auf andere Verkehrsmittel aus. Lässt sich eine Flugreise nicht vermeiden, verspüren Betroffene bereits Wochen vor dem Flug typische Angstsymptome.
Eine Studie von Van Gerwen et al. (1997) identifizierte drei Subtypen der Flugangst: Der Typ „Umwelt“ fürchtet insbesondere die Höhe des Flugzeugs und die Enge der Kabine. Betroffene des Typs „Andere“ fürchten den situativen Kontrollverlust dadurch, dass sie ihr Wohl in die Hände des Piloten geben. Der letzte Typus „Situationsbedingt“ hat vor allem Angst vor einem Unglück und Missinterpretiert jedes ihm unbekannte Geräusch oder Bild.
Als häufigste Ursache für Flugangst werden die Angst vor Turbulenzen und davor, dass man im Fall eines Absturzes völlig seinem Schicksal ausgeliefert ist, genannt. Auch ein möglicher technischer Defekt oder potentielles menschliches Versagen löst Ängste aus. Angst wird auch als Informationsdefizit oder mit Ungewissheit umschrieben.
So wissen rund 80 Prozent der Betroffenen, dass ihre Angst irrational und unbegründet ist. Immerhin gilt das Flugzeug in allen Unfallstatistiken als sicherstes Verkehrsmittel. Doch im Gegensatz zu einem Autounfall, sind bei einem Flugzeugunglück so viele Menschen involviert, dass über dieses Ereignis in den Medien berichtet wird. Bilder und Nachrichten von einem Flugzeugabsturz schüren die Angst vorm Fliegen zusätzlich.
Wodurch wird Flugangst ausgelöst?
Flugangst wird etwa durch ein negatives Erlebnis während eines Fluges ausgelöst. Oft übertrage sich aber auch die Angst vorm Fliegen von Eltern auf ihre Kinder. Die Ursache kann aber auch andere Gründe haben, etwa die Angst vor Enge, Kontrollverlust oder Höhe. Diese Einschätzung wird auch von den Ergebnissen unserer Flugangst-Studie aus dem Jahr 2008 bestätigt. Hier gaben 22,5 Prozent der Betroffenen an, dass sie eine subjektiv negative Erfahrung gemacht haben, beispielsweise in Turbulenzen geraten sind oder eine Notlandung erlebt haben.
Wie sieht die Medizin die Flugangst?
Obwohl es sich bei der Angst vorm Fliegen im Grunde um eine Phobie handelt, ist es keine Phobie im klassischen Sinne. Denn während sich diese auf eine konkrete Situation oder ein konkretes Objekt bezieht, handelt es sich bei der Flugangst eher um eine diffuse Mischung aus mehreren Ängsten. So spricht die Medizin bei Flugangst auch von einer spezifischen und situationsbezogenen Phobie. Allerdings ist es meist schwierig, eine konkrete Ursache auszumachen: Die Angststeuerung erfolgt im Unterbewusstsein, sodass oftmals ein Ereignis, das nichts mit einer Flugreise zu tun hat, zu Angst vorm Fliegen führen kann.
Wie erkenne ich, ob ich Flugangst habe?
Welche Symptome wie stark ausgeprägt sind, hängt davon ab, wie ausgeprägt die Angst vorm Fliegen ist. In Extremfällen können sich typische Anzeichen wie Albträume, Schlaflosigkeit und ein allgemeines Stressempfinden ab dem Zeitpunkt an dem der Flug gebucht ist zeigen und über Tage oder Wochen hinziehen. Durch die Flugangst wird der Körper in einen Zustand starker Erregung versetzt.
Die Flugangst selbst ist stark subjektiv geprägt: Während einer befürchtet, das Flugzeug könne abstürzen, wirkt auf andere die Enge im Inneren eines Flugzeuges als bedrohlich – oder die fehlende Möglichkeit zur Flucht im Ernstfall. Sehr viel mehr beschäftigen Betroffene aber die körperlichen Symptome wie
- Herzrasen
- Appetitlosigkeit
- flache Atmung
- kalte oder feuchte Hände
- Schweißausbrüche
- Übelkeit, Durchfall, Magen- und Darmkrämpfe.
Diese können im Extremfall so stark ausgeprägt auftreten, dass die Betroffenen zusammenbrechen oder eine Panikattacke erleiden. Während die Betroffenen diese Symptome an sich auch selbst beobachten können, fallen weitere Anzeichen für Flugangst oft nur dem näheren Umfeld auf. Denn oft geht diese Phobie auch mit einer Verhaltensänderung einher. Am häufigsten tritt ein sogenanntes Vermeidungsverhalten auf: Die Betroffenen versuchen, Flugreisen zu vermeiden.
Weil die genannten Symptome, die größtenteils in Selbstdiagnose beobachtet werden können, nicht ausreichen, um eine Aviophobie zuverlässig diagnostizieren zu können, werden von Medizinern und Psychologen sogenannte Angsttagebücher eingesetzt, in denen die Patienten alle wichtigen Ereignisse und Begebenheiten rund um ihre Angst festhalten.
Mit welchen Therapien arbeiten Psychologen?
Bei Flugangst werden in der Psychologie verschiedene Therapien eingesetzt. Ziel ist dabei, die Angst entweder zu verhindern oder zu bewältigen. Aus psychologischer Sicht haben sich hier die kognitive Therapie und die Konfrontationstherapie bewährt.
Bei der kognitiven Therapie vermittelt der Therapeut dem Patienten, welche Denkmuster dazu beitragen, dass die Flugangst beibehalten und im Laufe der Zeit sogar verstärkt wird. Sobald diese Denkabläufe geklärt sind, arbeitet der Therapeut mit dem Patienten daran, diesen Denkmustern eine andere Struktur zu geben, wodurch der Patient die Flugangst überwinden kann. Flugängstliche können sich auch im Flugsimulator im Rahmen der Konfrontationstherapie ihren Ängsten stellen.
Warum unsere Seminare bei Flugangst besonders gut helfen
Sehr gute Erfahrungen machen Betroffene mit Flugangst-Seminaren, etwa mit unserem Treffpunkt-Flugangst-Seminar. Dabei handelt es sich um ein zweitägiges Seminar, das von erfahrenen Psychologen und Flugkapitänen geleitet wird. Diese Aufteilung hat sich bewährt, weil die Teilnehmer hier Informationen zur Routine an Bord und zur Technik und zugleich zu den psychologischen Zusammenhängen ihrer Ängste bekommen. Deshalb folgt ein Flugangst Seminar immer einem bestimmten Ablauf.
Was sollte ich bei Flugangst nicht tun?
Auch wenn die Versuchung gar zu groß ist: wer Angst vorm Fliegen hat, sollte keinesfalls versuchen, die Flugangst mit Hilfe von Medikamenten oder Alkohol zu bekämpfen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Da auch Vielflieger nicht davor gefeit sind, im Laufe ihres Lebens Flugangst zu entwickeln, laufen diese Gefahr, früher oder später eine Suchtproblematik zu entwickeln. Auch Wenigfliegern raten Experten dringend von dieser Form der „Selbstmedikation“ ab.
Das ist bei Medikamenten & Alkohol zu beachten
Nehmen Menschen Medikamente ein, empfinden sie den Kontrollverlust während des Fluges möglicherweise sehr viel stärker als ohne Medikamente. Wer Beruhigungsmittel einnehmen möchte, sollte deshalb die Art des Medikamentes und die Dosierung unbedingt vorab mit seinem Arzt absprechen. Eine bessere Alternative als pharmazeutische Produkte stellen in jedem Fall pflanzliche Beruhigungsmittel wie Johanniskraut oder Baldrian dar. Auch die Einnahme von Medikamenten während des Fluges ist nicht unbedenklich. Durch die Flughöhe kann sich bei vielen Präparaten der Wirkungsmechanismus verändern.
Absolut tabu sollte für Menschen mit Flugangst Alkohol unmittelbar vor oder während des Fluges sein. Die übliche Flughöhe eines Verkehrsflugzeugs bewirkt, dass der Alkohol etwa doppelt so stark wirkt wie am Boden. Zudem kann das Rauschmittel die Betroffenen in eine regelrechte Panik versetzen, womit sich das Angstgefühl sogar noch erheblich verstärkt.
Wer hat Flugangst?
Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und jeden Alters leiden unter Flugangst. Die Phobie macht sich oft erst bei der Reiseplanung oder auf der Fahrt zum Flughafen bemerkbar. Abgesehen von Betroffenen, die im Erwachsenenalter aufgrund einer Notlandung oder eines Flugzeugunglücks eine Angst vorm Fliegen entwickeln, hat die Flugangst in den meisten Fällen einen typischen Verlauf:
Sie entwickelt sich wie jede spezifische Phobie üblicherweise während der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter. Ob die Flugangst dann in späteren Jahren zum Problem wird, hängt erheblich davon ab, ob sie erkannt wird und wie schnell Abhilfe geschaffen wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Flugangst im Laufe der Zeit immer weiter verschlimmert und sie das Leben komplett einschränkt.
Lässt sich der Angst vorbeugen?
Eine gezielte Vorbeugung ist bei spezifischen Phobien nicht möglich. Man kann lediglich reagieren, sobald man erstmals eine massive Angst vorm Fliegen und die genannten typischen Angstsymptome feststellt. Es empfiehlt sich deshalb schon bei frühzeitigen Anzeichen von Flugangst ein Seminar zu besuchen, um unter professioneller Betreuung zu lernen, mit der Angstsituation umzugehen.